„Individuelles Zusammenwachsen“
Interview mit Bodo Oehme
FK: Bekannt ist, dass Sie sehr engagiert, offen und aufgeschlossen sind. „Er kommt einfach gut rüber“ würden die Jugendlichen sagen. Können Sie uns ein bisschen über Ihren Werdegang zum Bürgermeister berichten?
BO: Es freut mich sehr, dass ich so gesehen werde. So bin ich wirklich, offen und geradezu. Manchmal vielleicht auch zu offen. Offene und klare Worte in der Politik sind zwar nicht immer angenehm, aber helfen der Sache weiter.
Mein Werdegang ist schnell erklärt. Von Hause aus bin ich Elektromonteur mit Abitur, war im CDU Kreisverband und später im Landesverband der CDU Brandenburg tätig. Nach zehn Jahren als ehrenamtlicher Bürgermeister bin ich nun hauptamtlich tätig für die Gemeinde Schönwalde-Glien mit ihren sieben Ortsteilen, die mir alle sehr am Herzen liegen. Vor wenigen Tagen habe ich mein fünfjähriges Studium zum Diplomkaufmann beendet.
FK: Herzliche Gratulation zur bestandenen Prüfung. So wie sie erzählen, kann man spüren, dass sie mit Herzblut Bürgermeister sind.
BO: Das stimmt, es ist schön zu sehen, wie es in einer Gemeinde vorangeht und etwas entsteht, wie schwer der Weg auch oft ist. Zwei Dinge sind dabei wichtig: die Bürgerschaft muss dahinterstehen, durch sie ist ja das Leben in der Gemeinde definiert und sie sollte so gut wie möglich unterstützt werden, was ich versuche.
FK: Gibt es eigentlich noch deutliche Zeichen zwischen „Ossi und Wessi“, um bei diesem Klischee zu bleiben?
BO: Da sehe ich keine Unterschiede mehr. Wir haben Menschen aus 39 Nationalitäten und aus unterschiedlichen Bundesländern, sie alle gemeinsam bestimmen unser Gemeindeleben. Und jeder einzelne ist auch dafür verantwortlich, ob es positiv oder negativen gesehen wird.
FK: Schönwalde-Glien wurde im Rahmen der Gemeindegebietsreform aus verschiedenen Gemeinden zum Okt. 03 gegründet. Gewachsenes wurde getrennt, nicht jeder hatte sich damals gefreut. Wie sieht es heute mit diesem Zusammenschluss aus?
BO: Voller Stolz kann ich sagen, dass damals alle ehrenamtlichen Bürgermeister in einen Gemeindeneugliederungsvertrag eingetreten sind, um im Vorfeld die neue Gemeinde Schönwalde-Glien vertraglich festzulegen. Natürlich gab es Startschwierigkeiten und Aufarbeitungen waren nötig. Einzelne Entscheidungen aus den früheren Gemeinden, den heutigen Ortsteilen, mussten besprochen und überdacht, das eine oder andere schwierige Thema gemeistert werden. Das war wirklich manchmal keine leichte Arbeit. Heute spielt es keine Rolle mehrt, ob etwas aus dem Ortsteil Grünefeld oder Wansdorf kommt. Der Zusammenschluss ist im Wesentlichen geglückt. Gemeinsam an einem Strick ziehen und den Bürgern klar dokumentieren: „wir stehen füreinander ein“, dass ist das Wichtige, was in unserer Gemeinde bisher gut lief und hoffentlich auch weiterhin gut laufen wird.
FK: Sie beschäftigen sich seit langem mit dem Tourismus rund um den Krämer Forst. Sind Sie zufrieden mit der erreichten Entwicklung?
BO: Noch nicht ganz. Der Tourismus im Landkreis Havelland hat mehr Besucher als die Stadt Potsdam. Nach den letzten Zahlen sind es 13,3 Mio. Besucher im Havelland und nur 12,5 Mio. in Potsdam. Wir haben für die Region des Regionalparks Krämer Forst, der leider über zwei Landkreise geht, und sich somit in der touristischen Betrachtungsweise unterschiedlich befindet, noch ein großes Stückchen Aufbauarbeit zu bringen.
Gerade für den Tagestouristen sehe ich hier eine immense Chance. Und wir haben mit Berlin-Spandau und den umliegenden Gemeinden erhebliche Möglichkeiten, diese Region nicht nur für Erholung, Freizeit und Wandern, sondern auch für Sehenswürdigkeiten und Erlebenswertes auszurichten. Hier ist ein übergreifendes Denken der Bürgermeister und der Verwaltungen von großer Notwendigkeit. Meine Amtskollegen sind für dieses Thema offen und ich glaube, dass wir in der nächsten Zeit auch eine ganze Menge bewegen werden.
FK: Kann man unter dem Begriff „ Zusammenwachsen“ auch das Entstehen der vielen kleinen Vereine sehen? In Ihrer Gemeinde ist da mächtig was los.
BO: Selbstverständlich gehört zum Thema Zusammenwachsen, dass die vielen Vereine in den einzelnen Orten genau diejenigen sind, die eigentlich unser Gemeindeleben nicht nur ermöglichen, sondern auch ausbauen und weiter tragen. Ich bin Stolz auf „meine Vereine“, sie leisten viel. Grünefeld z.B. bewirbt sich um das Dorf- und Erntefest 2007 und die anderen Vereine sagten, wenn es den Zuschlag gibt, dann sind wir auch mit dabei. Das ist eine gute Grundlage für eine Zusammenarbeit.
FK: Sie sind Schirmherr des 2. Schönwalder Herbstlauf 06 am 29. Okt., das unter dem Motto „Wir bringen Schönwalde auf Trab“ steht.
BO: Der Herbstlauf, durch den Lauftreff Schönwalde e.V. organisiert, soll für Sportler allen Altersgruppen stattfinden, für jeden ist etwas dabei. Mein Dank gilt hier allen, die sich beteiligt und geholfen haben. Das ist ein Event für die Gemeinde mit einer großen gemeindeübergreifenden Resonanz.
FK: Was möchten Sie zum Schluss Ihren Bürgern und unseren anderen Lesern noch gerne sagen.
BO: Ich glaube es ist ganz wichtig viel zu lernen, zu wissen und zu erfahren, vor allen Dingen sollte man auch über die Gemeindegrenzen hinweg an einem Strick ziehen. Wir leben in einer Region, in der unheimlich viel Leben ist. Und es liegt an uns, dieses Leben zu gestalten. Dass nicht alles von heute auf morgen reibungslos läuft, darüber sind wir uns alle im klaren. Aber eines sollten wir tun, ein Lächeln auf den Lippen, immer ein freundliches Wort und vor allen Dingen auch: so miteinander umgehen, dass wir alle eine Chance haben unsere Gemeinden gemeindeübergreifend zu gestalten und gemeinsam zu zeigen: jawohl hier ist eine Region, in der es sich lohnt zu leben, bzw. auch in der man sagen kann: hier können wir gestalten und gemeinsam für etwas einstehen. Und wir Bürgermeister müssen Schrittmaß sein, dass wir für unsere Gemeinden mit ihren Bürgern, ob jung oder alt, etwas Politisches, Vereinsmäßiges oder Bürgerschaftsmäßiges in die Wege leiten.
Und da kann der Kurier eine ganze Menge an Informationen bringen und vor allen Dingen auch dafür werben, dass es in unserer Region, die ebenfalls ein Wachstumskern ist, gut vorangeht.
FK: Vielen Dank für das Interview