Kurzgeschichten von Kindern
Hinter dem Tor
Es war 1940 und Laura, ein 13jähriges Mädchen, lebte mitten im 2. Weltkrieg allein mit ihrer Mutter in einem kleinen Haus in Dallgow-Döberitz.
Wo ihr Vater war, wusste sie nicht und ihre Mutter hatte es ihr verschwiegen. Wenn sie nach ihm fragte, hatte sie immer gesagt, dass er sie verlassen hatte, als Laura geboren wurde.
Eines Nachmittags, Laura kam gerade vom Einkaufen, sah sie einen Weg, den sie eigentlich noch nie beachtet hatte. Aber jetzt wurde sie neugierig und ging den Weg entlang. Der Weg war nicht lang, denn ein Zaun versperrte ihn. Davon ließ sich Laura aber nicht abhängen.
Sie folgte dem Zaun und wenig später kam sie zu einem großen Tor. Dahinter war alles verwüstet und jede Menge Männer in Uniformen liefen mit Waffen umher. Doch plötzlich sah ein Mann sie und sagte: „He, Kleine, verschwinde hier!“ und ging weiter.
Laura hörte nicht, aber ein paar Minuten später: Ein lauter Schuss! Laura erschrak und rannte los. Sie rannte und rannte immer schneller, als sie endlich zu Hause war, war sie ganz bleich im Gesicht. Ihre Mutter bemerkte es sofort und Laura musste die ganze Geschichte vom Schuss erzählen.
Danach wurde ihre Mutter ganz still und dann sagte sie: „ Laura, Schatz, da wo du heute warst, ist dein Vater.“ „Was? Da ist mein Vater?“ fragte Laura. „Ja, aber ich verbiete dir, noch einmal dorthin zu gehen!“ „Kann ich wenigstens ein Foto von Papa haben?“ fragte Laura. Dann wühlte ihre Mutter in einer Kiste herum und gab Laura ein altes Foto.
Damit ging Laura in ihr Zimmer und sagte: „ich werde doch noch mal da hin gehen.“
Zwei Tage später, es war gerade 10 nach 8 Uhr, schlich sich Laura aus dem Haus. Als sie am Tor war, kam eine Truppe und ein Mann sah sie und wollte sie wegscheuchen, da zeigte sie ihm das Foto von ihrem Vater.
Der Mann kam sofort angerannt, schaute sich das Foto an und sagte: „Ich glaub es nicht, du bist meine Tochter!“ „Was, du bis...?“ „Ja, ich bin dein Vater“, sagte er. Als ihr Vater das sagte, hatte Laura ein komisches Gefühl, das mit Trauer und Freude zu tun hatte aber sie war auch sauer, dass ihre Mutter sie belogen hatte.
Aber dann fiel ein Schuss und ihr Vater sagte: „Verschwinde, schnell!“
Laura rannte weg, natürlich sofort nach Hause und seitdem sah sie ihren Vater nie wieder.
Jessica Hormemann, 13 Jahre (Falkenseer Kurier 09 - 2005)