Bericht aus dem Ökogarten
Den Garten „winterfest“ machen
Jetzt in den kühlen Novembertagen und nach den ersten leichten Nachtfrösten ist es wohl höchste Zeit, den Garten „winterfest“ zu machen. In Zeitungen und Zeitschriften gibt es dazu reichlich gute Ratschläge. Und auch die Gartencenter bieten Hilfsmittel und Zubehör für diese Arbeit an, man kann eben mit allem versuchen, Geld zu verdienen und anschließend auf uns Konsummuffel schimpfen, wenn wir nichts kaufen. Meine Frau jedenfalls verweigert sich, Schutzhüllen etc. zu erwerben. Nicht, dass sie deshalb nichts mehr im Garten zu tun hätte, nein, es zieht sie trotz des Wetters immer wieder in den Garten und sie stöhnt, was noch alles gemacht werden müsste.
Eigentlich hatte ich ja mal gedacht, ein Ökogarten sei Natur angepasst und von daher auch nicht besonders winterschutzbedürftig. Aber das stimmt zumindest für unseren Garten nicht ganz. Garten und Natur pur das ist eben nicht die reine Harmonie, ein bisschen bändigen muss man sie ja schon, die Natur. Was dann bleibt, ist der naturnahe Garten mit all seinen kleinen Lügen und Winterschutz braucht er dann auch, und sei es nur, um der Natur ein bisschen nachzuhelfen.
Vor ein paar Tagen müssten Nachbarn oder Passanten, die uns bei der Gartenarbeit beobachtet hätten, annehmen, dass unsere gelegentlich auch an dieser Stelle dokumentierten unterschiedlichen Auffassungen zum Garten, nun absurde Formen angenommen hätten, die Schlimmstes befürchten ließen. Ich habe an jenem Tag mühsam Laub unter und vor der breiten Gebüschhecke eingesammelt. Ja, auch mit dem Laubsauger, weil ich damit besser herankam. Und, kaum war alles sauber, da kam meine Frau und hat alles wieder mit Laub zugeschüttet und dazu noch lautstark, wegen des hohen Geräuschpegels, auf die Schädlichkeit der Arbeit mit dem Sauger hingewiesen.
Nein, der Garten ist nicht dabei, unsere Ehe zu zerrütten, und Sisyphus bin ich auch nicht. Es gibt für alles eine Erklärung, liebe Nachbarn und Passanten. Ich habe soviel Kastanienlaub wie möglich entfernt, weil alles wieder mit Miniermotten verseucht ist, und wir unsere große Kastanie doch so gerne erhalten möchten. Und natürlich hatte ich dabei die Unterstützung meiner Frau, ach was, ich war von ihr aufgefordert, diese Arbeit endlich zu erledigen. Und da meine Frau, wie früher schon einmal ausgeführt, keinen nackten Boden ertragen kann, hat sie gleich wieder Lindenlaub von der Strasse nachgefüllt, was ja durchaus sinnvoll ist und zu unseren Winterschutzmaßnahmen im ganzen Garten gehört. Ihre Beschwerden über den Einsatz des Laubsaugers waren sowohl grundsätzlicher Art wegen der vielen kleinen Lebewesen im Laub, die sich dem Sog nicht widersetzen können, und rührten von unterschiedlicher Auffassung darüber, ob halbverwestes Laub aus dem Vorjahr noch mit Miniermotten verseucht sei oder nicht, also liegen bleiben könne oder besser doch mit entsorgt werden solle, was ich meinte.
Meine Frau muss jetzt noch unbedingt die Rosen anhäufeln und mit den Topinamburknollen die letzten Früchte ernten. Ich muss wohl den Rasen noch einmal mähen, damit Schnee ihn nicht schädigt, wenn er zu lang ist und platt gedrückt würde, und muss Laub einsammeln, wo es unerwünscht ist. Wenn es dann richtig kalt wird werde ich am Teich noch für die Frostfreihaltung sorgen, damit die Stichlinge und Frösche in ihren Schlammverstecken überleben können. Es bleibt eben immer noch etwas zu tun, aber wie sagt meine Frau oft ganz richtig: „Frische Luft und Bewegung tun dir gut.“
Wolfgang Levin