Wartenberger Feldmark
Ausflugtipps
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Die Wartenberger Feldmark
Nirgendwo in Europa findet der Übergang von der Stadt zum Land so urplötzlich statt, wie am Übergang von Berlin nach Brandenburg. Der Ausbau von Großsiedlungen bis hart an die Stadtgrenze, um möglichst schnell für viele Menschen Wohnraum zu schaffen führte zu dem, was nun als „harte Stadtkante“ bezeichnet wird. Die Wohnsiedlungen von Mahrzahn und Hellersdorf,, mit ihren weithin sichtbaren Wohntürmen und etwa 60 000 Wohnungen sind ein markantes Beispiel dafür. Das nahe Umland war seit Jahrhunderten landwirtschaftlich genutztes Gebiet, welches gerade in der zurückliegenden Generation intensiv und großflächig genutzt wurde. Im Mittelalter noch stark bewaldet, mussten die Bäume dem landwirtschaftlichen Bedarf der Menschen weichen. Entsprechend gestaltet sich das Panorama der Landschaft heutzutage. Nichts unterbricht den schweifenden Blick in die Ferne. Im gesamten Umkreis zeigen sich Felder, Wiesen, Seen und niedrige Gehölze.
Die 210 Hektar große Wartenberger Feldmark, gelegen nördlich der Großsiedlung Hohenschönhausen, zwischen den Dörfern Wartenberg, Malchow und Lindenberg, war im Jahr 2000 Objekt eines landschaftsplanerischen Wettbewerbs, mit dem Ziel der Umgestaltung in einen Landschaftspark.
1883 erwarb die Stadt Berlin das heutige Gebiet der Wartenberger Feldmark, um dort in den Jahren darauf auf den Flächen um Blankenfelde, Malchow und Wartenberg eine Anlage zur Verrieselung der städtischen Abwässer zu errichten. Dazu wurde die bestehende Landschaft großflächig umgestaltet. Ein breit gefächertes Drainagesystem und Gräben zur Wasserabführung durchzogen die Gegend. Rund 120 Jahre lang versickerten hier die Abwässer der Großstadt. Jahrzehnte lang versorgten Malchower, Wartenberger und Falkenberger die Berliner mit Gemüse und Grünfutter, bis die Belastung der Abwässer eine Nutzung durch den Menschen unmöglich machte. Die Errichtung des Falkenberger Klärwerkes, welches 1968 in Betrieb ging, war eine wichtige Voraussetzung für den Bau der Großsiedlungen in den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts. Nach der Stilllegung und Einebnung der alten Rieselfelder konnte Bauland im großen Umfang gewonnen werden.
Der gesamte Gebiet ist Bestandteil des 4. Naherholungsgebietes „Berliner Barnim“ und gehört gleichzeitig zum länderübergreifenden Projekt Regionalpark „Barnimer Feldmark“. Während andere Erholungsgebiete (Spandauer Forst/Oberhavel, Grunewald/Havelseen, Müggelberge/Müggelsee) ihren Reiz aus der Kombination von Wäldern und Seen beziehen, wirkt diese Landschaft durch ihren schlichten unaufdringlichen Charme. Genau dieser soll in den nächsten Jahren durch vorsichtige Maßnahmen ausgebaut, akzentuiert und betont werden. Kleinere Flächen mit Laubmischwald (geplant sind 50 Hektar), Streuobstwiesen, Hecken und Wiesen sollen abwechslungsreiche, der Erosion entgegenwirkende, räumliche Strukturen und ökologisch wertvolle Randbereiche schaffen. Vorhandene Gräben und Feuchtgebiete sollen renaturiert werden.
Auf einer Weide werden Schottische Hochlandrinder und Heckrinder (eine Rückzüchtung der Anfang des 17. Jahrhunderts ausgerotteten Auerochsen) gehalten. Möglichst frei von menschlichem Zutun sollen sie in einem angegrenzten Bereich als tierische Landschaftspfleger arbeiten. Auf natürliche Weise verhindern sie die Bildung von Gehölzen und bewahren so die freie Landschaft.
Bei alledem wird der Mensch nicht vergessen. Die nahen Großsiedlungen lassen dies nicht zu. Vor allem für diese wurde und wird so der dringend benötigte Naherholungsraum geschaffen.
Der Motorisierte Verkehr soll außen vor bleiben. Die umfangreiche Erschließung der Umgebung für Fußgänger, Wanderer, Skater und Radfahrer (zum Beispiel die mit wasserdurchlässigem Asphalt versehene historische Ahornallee), sowie die gute Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel (S-Bahnhof Wartenberg) bieten einen bequemen Zugang zur weitläufigen Landschaft des Barnims.
Ralf Salecker
Bilder: Peter Siebke