Umbenennung des Geschichtsparks gescheitert?
Falkensee: In seiner Sitzung am 4. Januar hat der Bildungsausschuss einen Antrag auf Umbenennung des Geschichtsparks diskutiert. Dabei handelt es sich um das Gelände, das zwischen Hamburger Straße, Spandauer Straße, der Königszelter Straße und dem Spektegraben liegt. Die Linkspartei-PDS wollte, dass dafür an Stelle von „Geschichtspark“ die Bezeichnung „Gedenkstätte Außenlager Falkensee des KZ Sachsenhausen“ verwendet wird. Auf den innerörtlichen Hinweisschildern und den Stadtplänen könnte dann in Zukunft zum Beispiel „Gedenkstätte KZ-Außenlager“ stehen.
Doch die Mehrheit der Mitglieder des Bildungsausschusses wollte einer Umbenennung nicht zustimmen. In Zukunft soll aber dem Namen Geschichtspark auf den innerörtlichen Schildern und den Stadtplänen der Zusatz „ehem. KZ-Außenlager Falkensee“ hinzugefügt werden.
Doch die Diskussion im Bildungsausschuss stand unter keinem guten Stern. Schon deswegen nicht, weil im Antrag der Linkspartei-PDS versehentlich der klärende Zusatz „Gedenkstätte“ nicht enthalten war.
Im Bildungsausschuss sind einige Gründe für das Festhalten an dem Namen Geschichtspark aufgeführt worden, doch diese Gründe halten einer Überprüfung nicht Stand. Im Bildungsausschuss wurde eine Diplomarbeit zur Begründung herangezogen und mit ihr die Aussage, mit dem Begriff Geschichtspark werde nicht nur an das ehemalige Außenlager erinnert, sondern auch an die Kriegsgefangenenlager, die es in Falkensee ebenfalls gegeben habe, die Mauer und deren Fall und schließlich auch an die Dichterin Gertrud Kolmar, die im KZ Auschwitz ermordet worden sei.
Bei all dem, was zur Begründung der Beibehaltung des Namens Geschichtspark, nicht nur im Bildungsausschuss, vorgetragen wurde, fällt auf, dass immer nur von „der“ oder „einer“ Diplomarbeit die Rede ist und dass nie deren Titel genannt wird. Sie lautet nämlich: „Geschichtslandschaft Falkensee: Gedenkstätte für ein Außenlager des KZ Sachsenhausen“ (von Michael Heurich, TU Berlin 1993). In der ganzen Arbeit ist das Wort „Geschichtspark“ an keiner Stelle zu finden, und wenn Michael Heurich von „Geschichtslandschaft Falkensee“ spricht, dann meint er damit als Student des Instituts für Landschafts- und Freiraumplanung das ausgedehnte Laken- und Niederungssystem, das Stätten landschaftskultureller Bedeutung verbindet. „An ihren Rändern liegen die Zeugnisse der NS-Terrorlandschaft: Der DEMAG-Trümmerhügel und die Panzerteiche, das ehemalige KZ-Außenlager und seine Gedenkstätte, das Fremdarbeitslager (vergessen) das Gefangenenlager (ebenso). Aber auch der Anger des alten Dorfes Falkenhagen mit seinem Antifaschismus-Denkmal, das Falkenseer Heimatmuseum und das Geburtshaus der Poetin Gertrude Kolmar, die in Auschwitz ums Leben gebracht wurde sind Bestandteile dieser Geschichtslandschaft. Schließlich gehört die gefallene Mauer, die nicht nur die Laken glatt durchschnitt und noch lange nicht überwunden ist, mittelbar zu den Stätten dieser Geschichtslandschaft“ (S. 69).
Im Kern allerdings geht es dem Autor nicht um diese Geschichtslandschaft, sondern um das Gelände des ehemaligen KZ-Außenlagers. Schon 1993 ist er aufgrund seiner Recherchen zu folgendem Schluss gelangt: „Die einmalige Situation in Falkensee, den kompletten Grundriss eines Außenlagers inklusive einer originalen Baracke zu besitzen, macht es unumgänglich, den gesamten Bereich als flächenhafte Gedenkstätte zu begreifen und so gut wie möglich Spuren sichtbar zu machen“ (S. 101).
Michael Heurich hat nicht nur eine sehr fundierte und lesenswerte Diplomarbeit geschrieben, sondern auch zusammen mit Regina Riebel vom Grünflächenamt Falkensee im Juli 1993 ein Papier mit Vorschlägen zur Gestaltung des ehemaligen Außenlagers vorgelegt. Es hat den Titel: „Gestaltungskonzept. Gedenkstätte KZ-Außenlager Falkensee“.
Zur allgemeinen Verwirrung um den Begriff Gedenkstätte mag auch beigetragen haben, dass er in zweifacher Hinsicht gebraucht wird. Zum einen wird damit die 1967 von der Stadt Falkensee als Gedenkstätte eingerichtete Teilfläche des ehemaligen Außenlagers verstanden, auf der die Stele errichtet wurde und auf der sich u.a. die Gedenktafeln befinden. Zum anderen wird mit Gedenkstätte auch das gesamte Gelände des ehemaligen Außenlagers bezeichnet. So auch im Vorschlag der Linkspartei-PDS. Ihr geht es darum, dass für dieses Gelände ein Name verwendet wird, der über die Art der Stätte Auskunft gibt, an die hier erinnert werden soll.
Im Bildungsausschuss bestand zumindest darin Einigkeit, dass auch viele Falkenseer keine Vorstellungen davon haben, um was es sich bei dem „Geschichtspark“ handelt. Der von ihm gewählte Namenszusatz würde für Klarheit sorgen. Es bliebe aber der Name Geschichtspark erhalten.
Michael Heurich fasst das Leid der Häftlinge des KZ-Außenlagers wie folgt zusammen: „Körperliche Ausbeutung bis zur vollkommenen physischen Erschöpfung. Wer nicht an Entkräftung starb wurde als „Muselmann“ und nicht mehr arbeitsfähig selektiert und als „unnützer Esser“ ermordet“ (S. 35). Die Stätte, an der dies geschehen ist, „Geschichtspark“ zu nennen, stößt auf Unverständnis, zumal der Stadt Falkensee das Verdienst zukommt, durch den Erwerb des Grundstückes, durch Instandsetzungsarbeiten nach dem Missbrauch durch Camper und Angler und der Verwüstung
im September 1992, durch die Beseitigung der wiederholten Beschädigungen und die laufende Pflege dieses Geländes, der Nachwelt die Gedenkstätte zu erhalten. Man wird sich in Falkensee noch oft Gedanken machen müssen, wie der Bestand der Gedenkstätte auf Dauer zu sichern ist. Ein neuer Name wird bestimmt nicht das Ende der Diskussion sein, eher ein erneuter Beginn.
Dietmar Zielke