Gedanken zum Ergebnis des Städtebaulichen Ideenwettbewerbes für das Stadtzentrum
Wenn man sich die Pläne der Preisträger des städtebaulichen Ideenwettbewerbs zum Stadtzentrum von Falkensee anschaut, so kann man zunächst feststellen, dass Einigkeit darüber besteht, dass sich der Kern eines Stadtzentrums für Falkensee am Bahnhof entwickeln muss. Und freudig stellt man dann fest, dass genau dies von Teilnehmern des Workshops zur Zentrumsentwicklung im März des Jahres vorgeschlagen war, und auch die Arbeitsgruppe Umwelt, Klima, Verkehr der lokalen Agenda 21 in ihrer allen Stadtverordneten im Juni dieses Jahres zugesandten Stellungnahme zur Zentrumsentwicklung eben dies gefordert hatte.
Man braucht also gar nicht immer den viel beschworenen Sachverstand von außen, um zu vernünftigen Vorschlägen zu kommen.
Natürlich sind die Wettbewerbsteilnehmer auf Grund ihrer beruflichen Qualifikation bei ihren Vorschlägen weiter ins Detail gegangen und haben städtebauliche Vorschläge gemacht, die zum Beispiel beim ersten Preisträger interessante Raumbildungen im Bahnhofsbereich enthalten.
Nun sollte aber niemand meinen, dass diese Vorschläge irgendwann auch einmal tatsächlich umgesetzt werden. Nehmen wir als Beispiel die sicherlich sehr sinnvolle Verlegung des Zugangs zum Bahntunnel am Ende der Bahnhofsstraße aus der Straßenmitte seitlich auf das Bahngelände zur Schaffung eines Bahnhofsvorplatzes mit wunderschönem Zugangsbauwerk zur S-Bahn. Also, wer miterlebt hat, wie bei der Planung des südlichen Bahnhofsvorplatzes die recht bescheidenen Vorstellungen des Architekten mit Totschlagargumenten zusammengestrichen wurden bis von der ursprünglichen Idee fast nichts mehr übrig war, der kann sich nur über den Optimismus der Planer wundern. An der südlichen Treppe des Tunnelausgangs war eine geringfügige Ausrundung vorgeschlagen, damit sie sich besser in die neue Gestaltung einfügt. Das jedoch wurde als Unmöglichkeit hingestellt, da für Bauwerke, die einmal mit Fördermitteln gebaut wurden, bei einem Umbau die Fördermittel zurückgezahlt werden müssten und neue nicht gewährt würden. Da hilft es dann auch nichts wenn Frau Dr. Lindemann vom Wettbewerbsbetreuenden Büro Werkstadt darauf hinweist, dass irgendwann die Bindefrist von Fördermitteln ausläuft und dann sehr wohl umgebaut werden könne. Nein, mit den Sünden der Vergangenheit müssen wir leben.
Und, hatten Stadtverordnete und Planer nicht auch nachdrücklich vor der Bebauung des Akazienhofes in seiner jetzigen Form gewarnt und auf die Zentrumsunverträglichkeit dieser Bebauung hingewiesen? Gebaut wurde wie die Investoren es für richtig hielten und allen anderen blieb nur, das abzunicken und sich in der Illusion zu wiegen, Schlimmeres verhindert zu haben. Ja, auch mit dieser Sünde müssen wir leben, auch wenn der zweite Preisträger und einige andere vorschlagen, den Akazienhof irgendwann einmal ganz abzureißen. Die Entscheidung darüber, ob etwas gebaut wird, was der Weiterentwicklung des Stadtzentrums dient oder gar hilft, dem Havelpark die Stirn zu bieten, fällt nicht der Planer, sondern der Investor und letztlich der Markt. Denn das kennen wir ja auch an der Bahnhofstasse, manche Investition mag sich für den Investor rechnen, wird aber vom Markt nicht angenommen. Machen wir uns also keine Illusionen, so wie dargestellt und gewünscht wird es bestimmt nicht werden in unserem Stadtzentrum.
Und dennoch, warum soll man es nicht versuchen, in kleinen und bescheidenen Schritten, ohne neue Straßen, auf dem vorhandenen aufbauend. So wie es heute am Bahnhof aussieht kann es ja wirklich nicht bleiben.
Wenn man also als ersten Schritt das Gebiet zwischen Bahnsteig und Posttrasse in der einen Richtung und Bahnhofstraße und Bahnstraße in Verlängerung der Hansastraße in der anderen einschließlich der südlichen Grundstücke zum Sanierungsgebiet erklärt, so hätte man ein städtebauliches Instrumentarium in der Hand, Dinge in Angriff zu nehmen. Vielleicht gelänge es dann auch, die Deutsche Bahn mit ins Boot zu bekommen, um endlich die nicht mehr benutzten Bahngebäude abreißen zu können. Dann gäbe es sicherlich auch Fördermittel, die es leichter machen könnten Veränderungen herbeizuführen. Allerdings ist dabei zu beachten, dass die Stadt ein Drittel dieser Mittel selbst aufbringen müsste. Da Investoren in einem Sanierungsgebiet höhere Abschreibungen in Anspruch nehmen könnten, wäre es vielleicht auch leichter solche zu gewinnen. Durch die im Sanierungsgebiet automatisch geltende Veränderungssperre und die Möglichkeit der Wertabschöpfung für Grundstücke, die durch die geplante zukünftige Nutzung erheblich an Wert gewinnen, besteht vielleicht auch die Möglichkeit nicht Zentrumsgeeignete Nutzungen (Schlosserei) umzusetzen und Eigentümer zu bewegen im Sinne der Planung zu investieren oder zu verkaufen. Das alles ist allerdings ein langwieriger Prozess, für den 15 Jahre zur Verfügung stehen. Bis dahin muss es allerdings auch geschafft sein, weil ein Sanierungsgebiet nur für diesen Zeitraum ausgewiesen werden kann.
Andere Ideen aus dem Vorschlag des ersten Preisträgers sind lobenswert, auf sie sollte zurückgegriffen werden, wenn Geld dafür in Aussicht steht. Natürlich ist es wünschenswert, dass die Europaschule am Gutspark endlich eine eigene Sportanlage und eine Turnhalle bekommt, und wenn sie noch einmal erweitert werden muss, so sollte das in der vorgeschlagenen Form passieren. Auch eine Seniorenwohnanlage kann man sich zwischen Bahnhof- und Akazienstrasse vorstellen, ob die dann allerdings dazu beiträgt, das Stadtzentrum zu beleben, wage ich zu bezweifeln. Die Idee einer Parallelstraße westlich zur Bahnhofstraße als zusätzliche Einkaufsstraße ist ja auch nicht neu. Sie sollte aber nur ernsthaft in Erwägung gezogen werden, wenn wirklich Bedarf für zusätzliche Verkaufsflächen besteht. In keinem Fall darf dieses Projekt in Angriff genommen werden bevor am Bahnhof alles abgeschlossen ist, sonst klappt keines von beiden.
Bleibt schließlich noch der Vorschlag, in den Luchgärten zweigeschossige Reihenhäuser zu bauen. Einmal abgesehen davon, dass es sich bei diesem Gebiet um sehr schlechten Baugrund handelt, ist doch ernsthaft zu bezweifeln, dass eine solche Bebauung wesentlich zur Belebung des Stadtzentrums beitragen könnte. Und für diese vage Hoffnung Grünflächen zu opfern, das ist unverantwortlich.
Da sollten die Stadtverordneten schnell einen Riegel vorschieben. Wenn erst einmal Semmelhaack oder andere an dieser Bebauungsidee Gefallen gefunden haben, kann es schnell passieren, dass vom ganzen schönen Plan für das Stadtzentrum schließlich nur eine banale Reihenhaussiedlung übrig bleibt. Dazu sollten sich die Stadtverordneten einmal die Mühe machen, im Archiv nachzuschauen, welche schönen Pläne es einmal auf Grund eines Wettbewerbs für die heutige Semmelhaack-Siedlung am Bahnhof Albrechtshof gab.
Übrigens, die Hauptpläne der drei Preisträger mit einer kurzen Beschreibung sind im Internet unter www.stadt-falkensee.de „Stadtentwicklung und Wirtschaft“ städtebaulicher Wettbewerb einzusehen.
Neue Straßen im Zentrum?
Alle Wettbewerbsteilnehmer waren angehalten, einen Verkehrsplaner einzubeziehen. Und tatsächlich wird bei der Angabe der Verfasser auch immer ein Verkehrsexperte aufgeführt. In den Planunterlagen der Preisträger ist keine spezielle Aussage zur Verkehrsplanung zu erkennen, sprich, es werden keine neuen großen Straßen, wie sie im Vorfeld des Wettbewerbs an Hand der Vorschläge des Büro P4 so heftig diskutiert wurden, für notwendig erachtet. Inwieweit die Wettbewerbsteilnehmer in ihren Erläuterungsberichten zu der Problematik Stellung nehmen, kann nicht beurteilt werden, da diese ebenfalls nicht bekannt gemacht wurden, wie es eigentlich üblich ist. Bleibt also festzuhalten, dass die Preisträger mit ihren Verkehrsfachleuten das vorhandene Straßennetz zur Erschließung des Stadtzentrum für ausreichend erachten. Dies hat Herrn Höhlig dazu veranlasst, den Teilnehmern vorzuwerfen, dass sich die Teilnehmer vor der Verkehrsproblematik gedrückt hätten. Offensichtlich war auch das Preisgericht, dem Herr Höhlig ja angehörte, nicht damit einverstanden, dass es ohne den Bau neuer Straßen gehen sollte und schlug für die weitere Bearbeitung des ersten Preises deshalb einen Ausbau der Ringpromenade und deren Verlängerung bis zur Falkenhagener Straße vor. Sie soll als zusätzliche Erschließung des Stadtzentrums dienen und durch zwei Stichstraßen mit der Bahnhofstraße verbunden werden. Es ist schon auffällig welche Bedeutung seitens der Vorprüfer, die extra einen Verkehrssachverständigen hinzugezogen haben, und seitens des Preisgerichtes dem Straßenbau beigemessen werden. Man wird das Gefühl nicht los, dass mit zu erwartenden Fördergeldern vor allem neue Straßen gebaut werden sollen. Die Preisträger sind da zumindest anderer Meinung, und wie gesagt, alle wurden von Verkehrsplanern beraten. Vielleicht sollte Herr Höhlig hier einmal auf den geballten Sachverstand von außen hören. Die Stadtverordneten jedenfalls müssen sehr genau prüfen welchen Verkehrsexperten sie folgen.
Wolfgang Levin, Falkensee