Zwei mutige Frauen aus Falkensee
Anna von Gierke (Foto, *14. März 1874, †3. April 1943), Sozialpädagogin und Sozialpolitikerin war 1919 bis 1920 Mitglied der Verfassunggebenden Nationalversammlung in Weimar. Seit 1919 leitete sie in der Charlottenburger Goethestraße 22 in Berlin ein Jugendheim, zu dem auch das Landjugendheim Falkensee im Havelländer Weg gehörte. 1933 wurde sie von den Nazis aus dem Amt gejagt. Bis 1942 war sie dann für das Heim in Finkenkrug, das Landjugendheim, tätig, wo Kinder Verfolgter untergebracht waren.
Sie war Mittelpunkt eines religiös-literarischen Kreises, der Verbindung zur Bekennenden Kirche hatte. Nachdem sie 1942 von der Gestapo verhört wurde, sagte sie bei einem letzten Treffen mit Jugendlichen in Finkenkrug: „Helfen Sie, dass bei uns das Recht wieder maßgebend wird, helfen Sie, dass jeder im anderen Menschen wieder seine Würde sieht und an das Gute im Menschen glaubt.“ (Quelle: „Widerstand in Charlottenburg“, herausgegeben von „Gedenkstätte Deutscher Widerstand“).
Rosa Lindemann, 1876 in Spandau geboren, war seit 1909 Mitglied der SPD und ab 1920 der KPD, für die sie als Bezirksverordnete in Tiergarten und Stadtverordnete agierte. Sie engagierte sich besonders in sozialen Organisationen und war 1933 bis 1945 mit anderen kommunistischen Frauen in Tiergarten im Widerstand tätig. 1944 wurde sie „ausgebombt“ und nach Finkenkrug evakuiert. In Falkensee war sie von 1944 bis vermutlich 1946 als Sachbearbeiterin im Amt für soziale Fürsorge tätig. 1953 zog sie zur Tochter Hedwig Fürstenberg in die Dallgower Straße 16 und verstarb 1958 im Pflegeheim Staaken.
Diese beiden Frauen sind nicht von den Nazis umgebracht worden, aber die wenigen Fakten aus ihrem mutigen Leben in dieser dunklen Zeit sind für heutige Falkenseer sicher auch interessant. Falls Sie von den Spuren Anna von Gierkes oder Rosa Lindemanns wissen oder sie kannten, melden Sie sich bitte beim Falkenseer Kurier.
Hanna Wichmann