Die Bahn kommt aber welche?
Falkensee: Auf Antrag der CDU-Fraktion haben die Stadtverordneten am 31. Mai 2006 in geheimer Abstimmung einen Antrag der Zählgemeinschaft abgelehnt (15 Ja-Stimmen, 15 dagegen, eine ungültige Stimme). Mit ihrem Antrag wollte die Zählgemeinschaft den Bürgermeister verpflichten, sich nur unter der Bedingung für die S-Bahn-Verlängerung von Spandau nach Falkensee einzusetzen, wenn dadurch der Regionalverkehr nicht eingeschränkt wird.
In der Diskussion, die zuvor stattgefunden hatte, waren sich die Zählgemeinschaft und die SPD zum Greifen nahe gekommen. Beide politischen Lager sind für die Beibehaltung des Regionalverkehrs, beide sehen den Vorteil des Anschlusses Falkensees an das Berliner S-Bahn-Netz. Aber die Zählgemeinschaft macht ihre Zustimmung von der genannten Bedingung abhängig und wollte in der SVV kein Jota von ihrem Standpunkt abweichen.
Zusammengefasst könnte man sagen: Beide politischen Lager wollen nur das Beste für uns Bahnfahrer, nur zeigt sich die Zählgemeinschaft betont realistisch, geradezu pessimistisch und hält die Beschlüsse des Bahnkonzepts 2009 des Landes Brandenburg für unumstößlich. Nach diesem Konzept erhält Falkensee bis 2009 seinen S-Bahn-Anschluss. Der schnelle Regionalexpress bliebe uns erhalten, die Regionalbahn hingegen wäre nur noch Zubringer und führe aus Richtung Nauen nur noch bis Falkensee. Dort müssten dann die Reisenden der Regionalbahn umsteigen, wenn sie Richtung Berlin unterwegs sind.
Die SPD hingegen hat die Zuversicht noch nicht verloren und hofft, dass wir sowohl den S-Bahn-Anschluss erhalten und uns zugleich neben dem Regionalexpress auch die Regionalbahn erhalten bleibt. Eine Illusion, so die Zählgemeinschaft. Realisten kontra Optimisten?
Zukünftige Diskussionen könnten an Substanz gewinnen, wenn sich alle Beteiligten zunächst über den Ist-Stand einigen könnten, also über die Faktenlage verständigten. So erhielt ein Beitrag in der SVV mit scheinbaren Argumenten für die S-Bahn und gegen die Regionalbahn viel Beifall. Nur mit der Wirklichkeit hatten die beklatschten Argumente „nicht so viel“ zu tun.
Weniger (Bürgermeister-)Wahlkampf, mehr Verständigungswille, mehr Wissen über die Fakten und die Vor- und Nachteile der Bahnreform könnte nicht schaden. Das müsste eigentlich machbar sein, denn alle Beteiligten sind sich in einem Punkte völlig einig: Ohne eine sichere, schnelle, zuverlässige, komfortable, aber auch finanzierbare Bahnverbindung zwischen den Umlandgemeinden und Berlin sieht es für Brandenburgs Zukunft sehr düster aus. Und für die Berliner nicht minder, die doch so gerne „ins Umland“ fahren. Nicht nur zum Vergnügen, sondern für viele auch zur Arbeit. In nackten Zahlen ausgedrückt: 61,3 % der Einpendler in Brandenburg kommen zur Arbeit aus Berlin, während fast 70% aller Brandenburger Pendler in Berlin arbeiten. Viele davon kommen aus dem östlichen Teil des Havellandes, besonders viele aus Falkensee und den Nachbargemeinden.
Dietmar Zielke