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Die Nerven liegen blank
In Falkensee formiert sich Protest gegen unerträglichen Verkehrslärm. Gefordert wird die Nordumfahrung, und zwar bald.
Anwohnern der Falkenhagener, der Nauener und der Schönwalder Straße reicht es: Der Straßenverkehr hat deutlich zugenommen. Besonders die vielen LKW erschüttern die Häuser, verursachen Lärm, Feinstaub und Abgase. Sie fordern, dass möglichst bald mit dem schon lange geplanten Ausbau der Nordumfahrung begonnen wird. Zu den Leidtragenden gehören auch die Kinder der Integrationskita „Entdeckerland“, die erst vor gut zwei Jahren unmittelbar an der Ecke Nauener- und Ruppiner Straße gebaut worden ist.
Die Stadtverordnetenversammlung hat sich in einer Kampfabstimmung schon vor längerer Zeit erneut für den Bau der Nordumfahrung ausgesprochen. Entschieden gegen die Nordumfahrung ist die Bürgerinitiative „Schönes Falkensee“. Aus Gründen des Landschaftsschutzes aber auch wegen der vielerorts gemachten Erfahrungen, dass Ortsumgehungen auf Dauer keine wesentlichen Entlastungen vom Straßenverkehr bewirkt haben.
Wenn auch niemand zur Zeit sicher vorhersagen kann, wie sich die Nordumfahrung auf den Durchgangsverkehr in Falkensee auswirken wird, so ist doch eines recht wahrscheinlich: Es kann noch lange dauern, bis sie in Betrieb genommen wird. Es ist noch nicht einmal sicher, ob das jemals der Fall sein wird. Deshalb sollten, ganz unabhängig vom Stand des Vorhabens Nordumfahrung, zumindest alle Möglichkeiten für verkehrsberuhigende Maßnahmen ausgeschöpft werden. Und zwar möglichst bald.
An der Schönwalder Straße, die ein Schulweg ist, sollte zudem die Situation für Fußgänger und Radfahrer grundlegend gebessert werden. Hier müssen sich nämlich die vielen Radfahrer vor Schulbeginn und bei Schulschluss zwischen Rathauskreuzung und Kantstraße die Schönwalder Straße mit den Fahrzeugen teilen. Ein gefährliches Unterfangen insbesondere angesichts der vielen Baufahrzeuge und sonstiger LKW, die hier mit Tempo 50 fahren dürfen und es auch tun.
Die meisten Radfahrer weichen deshalb verkehrswidrig auf die „Gehwege“ aus. Doch die sind ein Kapitel für sich: mal Trampelpfad, mal Sandpiste, mal schadhaft mit Platten belegt. Schon im Sommer ziemlich abenteuerlich, im Winter, wenn alles streckenweise vereist ist oder unter Wasser steht, sind sie kaum passierbar.
Es gibt in Falkensee keinen Schulstandort, der so schlecht an die öffentlichen Verkehrswege angeschlossen ist, wie die Gesamtschule Immanuel Kant.
Dietmar Zielke
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Leserbrief:
Zum Thema Nordumfahrung in Falkensee.
Bin ein täglicher Nutzer der Nauener Straße als Fußgänger, Radfahrer, Motorrollerfahrer oder Autofahrer und freue mich über den inzwischen ein Jahr alten kombinierten Fuß/Radweg. Nach dem Urlaub entdeckte ich plötzlich viele Plakate/Bettlaken mit dem Tenor „Nordumfahrung sofort!“ an den Grundstückszäunen auch denen nichtbewohnter Grundstücke. Den Wunsch der Anwohner nach Ruhe vor dem täglichen Verkehrslärm kann ich nur vorbehaltlos unterstützen, diesen teilen Millionen von betroffenen Bundesbürgern unserer Republik. Bei der Frage der notwendigen Maßnahmen scheiden sich bekanntlich oft die Geister. Auch die Anwohner der Nauener Straße benutzen häufig ihren Pkw, um Ziele zu erreichen, Doppelgaragen sind nicht selten, abends nach 19-20 Uhr wird es dort ruhig, nach 22 Uhr sehr ruhig. In Nauen gibt es z.B. eine sehr sinnvolle Ortsumfahrung, auf der nach ausgebauter B5 sich Pkws und Lkws (auch aus Falkensee s. e-com logistic) tummeln und nicht die Anwohner stören. Welche Vorteile brächte die Nord“umfahrung“, deren Trasse durch einen Teil unserer Stadt und z.T. auch durch bewohntes Gebiet führen würde, den Protestierern? Bei amtlich gemessenen nur 8% Durchgangsverkehr in Falkensee dürften sie im Falle des Baus der Nord“umfahrung“ bitter enttäuscht sein, denn das Lärmbelastungsgefühl würde sich bedauerlicherweise kaum verändern. Der 92% betragende innerörtliche Quell/Zielverkehr würde sich mit Sicherheit nicht auf die „Umfahrung“ verlagern. Nicht wenige der protestierenden Anwohner haben nach 1994 ihr gekauftes Grundstück mit einem Haus bebaut und wussten bei Vertragsabschluss über den Verkehrslärm genau Bescheid, vor der Wende war die „Nauener“ in der Tat wenig befahren.
Über die vom Steuerzahler aufzubringenden Millionenkosten für die „Umfahrung“ und die ökologischen Probleme bei der Trassenführung wird an anderer Stelle zu reden sein.
Der Prostest der Anwohner ist für mich nicht zielführend, was den Wunsch nach Ruhe anbelangt. Deshalb werde ich mich gemeinsam mit vielen anderen Falkenseern für die Verhinderung der geplanten Nord“umfahrung“ einsetzen. Andere Maßnahmen zur Verringerung der Lärmbelastung für die protestierenden Anwohner unterstütze ich selbstverständlich.
Herfried Tietge
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