Gemeinschaftsinitiative zur Schulsozialarbeit in Falkensee
Erneut ist im Bildungsausschuss das Thema Schulsozialarbeit diskutiert worden. Dieses mal im Beisein der Schulleitungen aller Falkenseer Schulen, wie es zuvor die Stadtverordnete Eva Geist nachdrücklich gefordert hatte.
Die Berichte der Schulleiter/-Innen haben deutlich gemacht, wie groß die Spannweite der Erfahrungen mit diesem für Falkensees Schulen neuen Aufgabengebiet sind. Die Tatsache, dass nur bei einer Schule, nämlich der Erich-Weinert-Gesamtschule eine Schulsozialarbeit durchgeführt wird, die diesem Namen auch gerecht wird, ist der schlichten Tatsache geschuldet, dass auch nur diese Schule über eine Sozialpädagogin verfügt, die zusammen mit einigen „Schulhelfern“ Schulsozialarbeit leistet.
Alle anderen Schulen müssen mit Kräften vorlieb nehmen, die auf der Basis von „1-Euro-jobs“ beschäftigt werden. Hier reicht das Spektrum der Aussagen der Schulleitungen von „sehr engagiert“ und „große Hilfe für die Schule“ bis „permanent abwesend“ und „macht den Schulen mehr Arbeit, als es eine Hilfe wäre“.
Einigkeit bestand dieses mal bei allen Fraktionen, dass Schulsozialarbeit in der heutigen Zeit für alle Schularten unverzichtbar ist. Die Frage ist „nur“, wie sie auf Dauer installiert und finanziert werden kann.
Die Landesregierung vertritt die Auffassung, dass die Kommunen für die Kosten der Schulsozialarbeit aufzukommen haben, denn sie seinen es ja, die sie forderten. Unser Bürgermeister machte aber in der Sitzung des Bildungsausschusses am 7.9.2023 deutlich, dass die Notwendigkeit, Schulsozialarbeit zu leisten, bedingt ist durch die gegebenen gesellschaftlichen Verhältnisse, und damit sei es nicht Aufgabe der Kommunen, sondern des Staates (in diesem Falle wegen der Kulturhoheit der Länder also das Land Brandenburg), auch die Kosten dafür zu tragen.
Im richtigen Moment kam der dringende Appell des Stadtverordneten Kunz: Er forderte seine Ausschusskolleginnen und kollegen auf, „Nägel mit Köpfen“ zu machen und plädierte dafür, dass alle Fraktionen Verfahrensvorschläge entwickeln sollten, durch die erreicht werden soll, dass in Zukunft an Falkensees Schulen zumindest jeweils ein Sozialpädagoge, finanziert aus Landesmitteln (analog der Finanzierung der Lehrer) tätig sein kann.
Dieser Vorschlag wurde dankbar vom Ausschussvorsitzenden aufgegriffen, und alle Fraktionen haben deutlich ihre Zustimmung signalisiert: Ähnlich wie bei dem Bündnis gegen Rechts solle nun versucht werden, in einer konzertierten Aktion einen Vorschlag aller Fraktionen zu formulieren, der gegebenenfalls in einem gemeinsamen Antrag aller Fraktionen in der SVV verabschiedet werden könnte.
Dietmar Zielke
Stichwort: Schulsozialarbeit
Schulsozialarbeit ist ein relativ neues Arbeitsgebiet für Sozialpädagogen (auch „Sozialarbeiter“ genannt), das im Zusammenhang mit der Errichtung von Gesamtschulen im Westen Deutschlands nach der Heimerziehung, der Familienfürsorge und der Jugendhilfe eine nennenswerte Bedeutung erhalten hat. Schulsozialarbeit fällt dabei in erster Linie die Aufgabe zu, Schulkinder, die sich als auffällig erweisen, gefährdet oder gar straffällig geworden sind, durch Einsatz des bewährten sozialpädagogischen Instrumentariums so weit zu stabilisieren, dass sie sich den Anforderungen der Schule stellen können und wollen. Nicht zuletzt soll Schulsozialarbeit zur Verbesserung der Lebenssituation dieser Kinder beitragen.
Zu den Aufgaben von Schulsozialarbeitern gehören insbesondere:
• die Beratung von Schülern bei Schulschwierigkeiten und in ihrem sozialen Umfeld,
• die Beratung im Konfliktfall zwischen Schülern und Lehrern,
• die Beratung von Eltern, nicht nur bei Schulschwierigkeiten ihrer Kinder, sondern in allen Fragen, die für das Wohlergehen der Schüler bedeutsam sind.
Die Forderung nach einer obligatorischen Schulsozialarbeit an allen Schulen lässt sich im Hinblick auf die gegebenen gesellschaftlichen und familiären Verhältnisse, nicht nur in so genannten „sozialen Brennpunkten“, begründen. Doch verträgt sich diese Forderung nur schwer mit dem Lieblingsbild konservativer Bildungspolitiker, für die noch immer die intakte Familie das bestimmende Leitbild ihrer Schulpolitik ist.
Dies mag ein Grund dafür sein, dass sich das staatliche Schulwesen bislang so schwer getan hat mit der Etablierung von Schulsozialarbeit an unseren Schulen, auch für die Praxis, Schulsozialarbeit verantwortlich von „freien Trägern“ durchführen zu lassen und nicht von beamteten oder angestellten Kräften, wie es für die Lehrer selbstverständlich ist.
dz