Fahren Sie doch nach Rathenow
Falkensee plant ein Sportzentrum ohne Schwimmhalle
Nicht nur die Schulen, die sich mit der steigenden Zahl von Nichtschwimmern unter den Kindern und Jugendlichen auseinander setzen müssen, werden sich die Augen reiben, wenn sie von den Plänen hören, die zur Zeit in Falkensees Stadtverwaltung vorbereitet werden. Es sollen viele neue Sportflächen, zwei Sportarenen und eine große Sporthalle gebaut werden, nur eine Schwimmhalle für Falkensee, die ist nicht drin. So die Stadtverwaltung. Ist nach ihrer Auffassung auch gar nicht nötig, denn in Rathenow gibt es doch eine Schwimmhalle.
Lacher auf der Besuchertribüne im Rathaussaal am 11.9. waren die gebührende Antwort auf diese „Begründung“. Man stelle sich vor, wie das gehen soll. Schulschwimmen der 4.843 Schülerinnen und Schüler Falkensees in Rathenow. Der Ehrlichkeit halber sei erwähnt, dass auch noch die Schwimmhalle in Oranienburg für uns Falkenseer genannt wurde, wo wir einer der gesündesten Sportarten, die es gibt, nachgehen könnten. Auch das Hallenbad in Hennigsdorf wurde erwähnt und nicht zuletzt die Hallenbäder in Spandau. Doch: Wie soll das gehen? Wie sollen zum Beispiel unsere Schüler im Hennigsdorfer Stadtbad oder in den Spandauer Bädern ein Plätzchen finden? War man dort einst so weitsichtig, und hat die erforderlichen Kapazitäten für Falkensees Schüler und alle anderen Einwohner für teures Geld gleich mit gebaut?
Die Stadtverwaltung hat sich vollständig auf Ballsportarten und auf Leichtathletik festgelegt. Sie wird die Falkenseer Sportvereine in die Diskussion um das neue Sportzentrum einbeziehen. Nur Schwimmvereine, die als Fürsprecher für eine Schwimmhalle auftreten könnten, sind nicht dabei (es gibt sie hier ja auch gar nicht). Und die vielen älteren Menschen und die Kinder und Jugendlichen in Falkensee, die zum Schwimmen weder nach Rathenow, Oranienburg, Hennigsdorf noch Spandau fahren können oder wollen, werden erst gar nicht gefragt. Berufstätige, von denen es nicht wenige gibt, die vor der Arbeit gerne einige Bahnen ziehen, schon gar nicht. Und soll es so bleiben wie bisher, dass 25% aller Kinder im Alter von 10 Jahren nicht schwimmen können und Ertrinken die zweithäufigste Todesursache bei Kindern bleibt?
Mit den derzeit vorliegenden Plänen für ein Sportzentrum, in dem nicht einmal eine reservierte Fläche für eine zukünftige Schwimmhalle vorgesehen ist, gibt Falkensee zu verstehen, dass es sich seiner Rolle als zukünftiges Mittelzentrum noch nicht bewusst ist. Als Mittelzentrum soll Falkensee nach den derzeitigen Planungen der Länder Berlin und Brandenburg ab 2009 die Daseinsvorsorge für den Mittelbereich Brieselang, Schönwalde-Glien, Falkensee, Dallgow-Döberitz und Wustermark übernehmen. Ende 2004 wohnten dort 71.186 Einwohner. Das Mittelzentrum Falkensee wäre das sechst größte Mittelzentrum (von 32) in Brandenburg. Unter den 10 Mittelzentren mit über 60.000 Einwohnern, gäbe es nur zwei ohne Schwimmhalle: Bernau und Falkensee. In Bernau werden zur Zeit Pläne geschmiedet, wie man das Freibad in ein Hallenbad umgestalten kann. In Falkensee wird es kategorisch abgelehnt, über eine Schwimmhalle überhaupt nachzudenken. Wie lange noch?
Dietmar Zielke