Nicht kleckern sondern klotzen
Visionen für den Sport in Falkensee
In der gemeinsamen Sitzung aller Ausschüsse der Stadtverordnetenversammlung am 11.9.06 wurde die überarbeitete Planung für das Sportzentrum Rosenstrasse vom Büro IDAS vorgestellt. Mit diesem neuen Namen wird das Sportzentrum recht und links der Rosenstrasse südlich der Ringpromenade benannt. Die Pläne sehen östlich der Rosenstrasse auf dem Gelände des heutigen Sportplatzes an der Ringpromenade 2 Stadien vor und auf dem gegenüberliegenden Gelände westlich der Rosenstrasse
vier Fußballfelder mit Kunstrasen für Trainingszwecke und wohl auch Spiele der Jugendmannschaften, dazu 200 befestigte PKW-Stellplätze und ca. 300 unbefestigte Reserveplätze.
Von den beiden Stadien auf der östlichen Seite ist eines als reines Fußballstadion mit 4000 Zuschauerplätzen und das andere als Leichtathletikstadion geplant. Zusätzlich sind auf dieser Seite Volleyballplätze vorgesehen. Umkleidekabinen und Sanitärräume sind sowohl westlich als auch östlich der Rosenstrasse geplant.
Im Prinzip wurde die Planung von allen Abgeordneten und den anwesenden und redeberechtigten Vertretern des Sportes begrüßt und für gut befunden.
Über die Kosten wurden noch keine Angaben gemacht, Herr Höhlig verbreitete jedoch Optimismus und stellte eine Realisierung bis 2010 in Aussicht zumal sich der finanzielle Spielraum Falkensees durch die zu erwartende Einstufung als Mittelzentrum erheblich vergrößern dürfte.
Grundsätzlich ist diese Planung wohl auch von uns Bürgern zu begrüßen, denn der Mangel an Sportplätzen in Falkensee ist offenkundig, insbesondere beim Schulsport. Fragen bleiben trotzdem. Dient ein reines Fußballstadion mit 4000 Zuschauerplätzen wirklich dem Breiten- und Schulsport? Oder ist es nicht eher der Euphorie der Fußballweltmeisterschaft geschuldet, oder wurde geplant als der SV FF in der vergangenen Saison für kurze Zeit in der Regionalliga spielte und einige wenige Spiele gegen prominente Vereine größere Zuschauermengen auch von außerhalb anzogen? Das ist ja zunächst wieder vorbei und es ist jetzt die Zeit da, die Angelegenheit nüchtern zu betrachten.
Natürlich wissen alle Fußballinteressierten, dass man heute in aller Welt reine Fußballstadien baut und viele Herthafans in Berlin hätten auch gerne das Olympiastadion gegen ein solches eingetauscht. Aber gilt die Regel auch für Falkensee, selbst dann, wenn eine der Mannschaften wieder einmal in der Regionalliga spielen sollte? Doch wohl eher nicht. Warum baut man nicht ein kombiniertes Fußball- und Leichtathlethikstadion, dessen Tribünen für Veranstaltungen beider Sportarten genutzt werden können. Eine bessere Auslastung wäre damit auch gegeben. Wegen der eingeschränkten Platzverhälnisse auf dem Grundstück müsste das Fußballstadion bei der derzeitigen Planung mit mindesten 2,50 m hohen Betonwänden als rückseitige Stützwände der Tribünen eingefasst werden, auf denen dann auch noch Schallschutzelemente angebracht würden. Zu befürchten ist dabei, dass eher ein Schandfleck entsteht als eine in die Landschaft eingepasste Sportanlage, wie sie doch für eine Gartenstadt angemessen wäre. Bei einem kombinierten Stadion sähe es ganz anders aus, dann wäre genug Platz da, die Tribünen auch auf der Rückseite abzuböschen und die Anlage so in die Landschaft einzupassen. Beim kombinierten Stadion müssten die Fußballer allerdings weiter auf natürlichem Rasen spielen, denn der Kunstrasen eignet sich überhaupt nicht für die Leichtathletik. Übrigens ist die neue Allianzarena in München am Rande eines Industriegebietes gebaut, inmitten von PKW-Stellplätzen, und auch andere moderne Fußballarenen geben sich nicht gerade Mühe, sich in die Landschaft einzupassen. Sollte nicht eher das Münchener Olympiastadion, wenn auch in anderer Größenordnung, Vorbild für Falkensee sein. Alle Welt hat seinerzeit die so wunderbar gelungene Einpassung des gesamten Olympiageländes in die Landschaft gelobt. Und wer einmal dort war, der kann das nur bestätigen. Und wer in Falkensee jetzt bei der Planung mitreden will, der sollte zunächst einmal zum Sportplatz an der Ringpromenade gehen und die Landschaft dort auf sich wirken lassen.
Eines sollte auf alle Fälle aber klar sein, für ein Bauvorhaben dieser Größenordnung und Bedeutung für Falkensee muss es unbedingt einen Architektenwettbewerb geben. Wenn schon geklotzt werden soll, dann aber bitte mit Stil!
Wolfgang Levin