Schmerz ist kein Privileg des Menschen!
„Dass es gegen Thiere keine Pflichten geben soll, ist eine geradezu empörende Rohheit.“ [Schopenhauer]
Alle Säugetiere, wozu bekanntlich der Mensch zählt, besitzen einen ähnlichen anatomischen Bauplan, eine ähnliche Verstoffwechselung und vor allem auch eine gleiche Physiologie von Reizaufnahme und -weiterleitungssystemen, sprich: Sinnesorganen und Nerven. Dies ist leider auch der Grund, warum nach wie vor viel zu viele Tiere für Tierversuche „im Dienste des Menschen“ herhalten müssen.
Die Tatsache des gleichen Nervensystems führt dazu, dass Tiere genau dieselben Schmerzen wie wir Menschen empfinden und leiden, wenn sie erkranken oder verletzt werden.
Dies betrifft nicht nur unsere Haustiere, sondern auch Nutztiere, die nach wie vor alleine zum Zweck der billigen Fleisch- und Wurstproduktion unsinnig und unter unwürdigen Bedingungen über endlose Kilometer kreuz und quer durch Europa transportiert werden.
Nur weil ein Tier seinen Schmerz nicht in menschlicher Sprache verbalisieren kann, glaubt der Mensch fälschlicherweise, dass ein Tier weniger schmerzempfindlich sei. Oder aber er verdrängt diese Tatsache einfach.
Der Mensch hat in seiner Evolutionsgeschichte nahezu die gesamte Erde nach den Bedürfnissen seiner eigenen Spezies und zum Nachteil seiner Mitgeschöpfe umgestaltet („Macht Euch die Erde untertan...“), so dass Wildtieren kaum noch ein lebenswürdiger Lebensraum übrig bleibt. Nutz- und Haustiere wurden über Generationen nach menschlichem Bedarf umgezüchtet. Ohne menschliche Hilfe wären Letztere in freier Natur nicht mehr überlebensfähig. Um so größer wiegt deshalb die Verantwortung des Menschen, sich um das Wohlergehen der Mitgeschöpfe zu kümmern. (Dieser gesamte Themenkomplex gehört dringend auch mit in einen überfälligen Ethik- oder Werteunterricht.) Im Klartext heißt Verantwortung gegenüber dem Tier:
- Verbraucher müssen sich beim Fleisch- und Wursteinkauf Gedanken über die Herstellung der „Waren“ machen;
- Natur muss auch bei uns als genügend großer Lebensraum für Wildtiere erhalten bleiben, nicht nur im fernen Afrika;
- Wildlebende Lebewesen müssen wieder mehr geachtet, und wenn überhaupt, dann nur unter waidmännisch integren Gründen fachmännisch erlegt werden;
- Halter von Haustieren haben eine besondere ethisch-moralische Verpflichtung, ihren Tieren ein würdiges
Dasein zu bieten und sich um deren Gesundheit und Wohlergehen zu kümmern, weil sie ihren „Herrchen“ oder „Frauchen“ auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sind, sei es bezüglich der Wahl des Schlafplatzes, des Nahrungsangebots oder sei es bezüglich des Ausmaßes an Bewegung, die dem Tier ermöglicht wird.
Wer als Mensch beispielsweise schon einmal unter Nierenschmerzen litt, weiß welch höllische Qualen dies sein können. Dasselbe gilt für Schmerzen des Bewegungsapparates, seien es Zerrungen, Verstauchungen, Bänderrisse, Brüche oder in Folge von Gelenkfehlstellungen (ED, OCD, HD) oder aus Altersgründen auftretende Arthrosen, Bandscheibenvorfällen oder gar Arthritis und Rheuma. All diese Schmerzen erleiden aber auch unsere Katzen und Hunde und sie empfinden sie keineswegs „weniger schwer“ als wir Menschen!
Lebensqualität und Wohlbefinden werden durch Schmerzen jedoch ebenso in Mitleidenschaft gezogen wie beim Menschen. Beim Tier äußert sich dies meist in einer Veränderung der Gemütslage, und je länger dies vom Halter unbemerkt bleibt, in einer dauerhaften Wesensveränderung. Zahlreich sind die Fälle, wo ein angeblich „grundlos aggressiv gewordener Hund“ in Wirklichkeit schon seit Wochen unter tierischen Schmerzen, aus welchen Gründen auch immer, gelitten haben muss. Gerade Katzen oder als „robust“ geltende Hunderassen äußern ihre Schmerzen oftmals überhaupt nicht, während sensiblere Rassen schon eher mal „Fiepsen“ oder Winseln. Hier liegt die Verantwortung voll beim Tierhalter, sein Tier immer genau zu beobachten, um Verhaltens- und Wesensveränderungen, die auf Schmerzen hindeuten könnten, zu erkennen, um ihm dann adäquate Hilfe zukommen lassen zu können.
In einer späteren Folge werden beispielhaft „Anzeichen für Schmerzen“ bei Hund und Katze aufgezeigt.
[Edeltraud Janz]