Wasser ist ein flüchtiges Gut
Wie „flüchtig“ unser Wasser ist, kann zur Zeit in der Ausstellung „Wolkenbilder“ (aus der zeit um 1800) in der Alten Nationalgalerie in Berlin betrachtet werden. Quer durch die Jahrhunderte wandelte sich das Bild von einem chaotischen Gebilde zu einer nachvollziehbaren Ordnung. Kasper David Friedrich weigerte sich noch, die von Goethe geforderte Wissenschaftlichkeit des Phänomens anzuerkennen.
Wolken bringen Niederschlag. In Brandenburg ging die Menge an Regenwasser merkbar zurück. Damit sinkt der Grundwasserspiegel. Nun hat dieser natürliche Wasserspeicher nicht nur die Funktion, für uns als „jederzeit nutzbare Reserve“ zur Verfügung zu stehen. Vielmehr wirkt es wie ein riesiger Stempel, der ein Aufsteigen salzhaltigen Wassers aus etwa drei Kilometern Tiefe verhindert. Eine dazwischenliegende 100 bis 300 Meter starke Sperrschicht aus Ton ist an einigen Stellen löcherig. Steigt dieses salzhaltige Wasser auf und verunreinigt unser Grund- und Oberflächenwasser, dann hat dies unabsehbare Folgen für Pflanzen und Tiere. In diesem Zusammenhang ist die Diskussion um die zukünftige Einleitung von etwa einer Tonne Salz pro Tag in die Spree durch eine im Bau befindliche Soletherme in Burg (Spreewald) fast vernachlässigenswert…
„Brandenburg ist ein gewässerreiches, aber wasserarmes Land“, so das brandenburgische Landesumweltministerium. Ein Widerspruch in sich? Die eiszeitlich entstandene Landschaft Brandenburgs ist geprägt von überwiegend langsam fließenden, vielfach rückgestauten Gewässern, sumpfigen Talniederungen und Mooren, die von Grund- und Endmoränenrücken unterbrochen sind.
Wasser ist kein „Geschenk des Himmels“, wir müssen also aktiv zu einer Verbesserung der Wassersituation beitragen. Die Begradigung und Kanalisierung von Flüssen, der Ausbau von Wäldern in Kiefer-Monokulturen mit geringer Wasserspeicherkraft, die Entwässerung von Feuchtgebieten, wie Mooren, um Ackerflächen zu gewinnen, oder die Absenkung des Grundwasserspiegels (einhergehend mit der Nutzung der Spree als Vorfluter für diese Sümpfungswässer) für den Tagebau in der Lausitz stellen immense Eingriffe des Menschen in den Wasserhaushalt dar. In Zukunft kommen die Folgen des Klimawandels mit geringeren Niederschlägen noch hinzu. Die höhere Erwärmung wird zu einer stärkeren Verdunstung der Gewässer beitragen. In der Folge steigt damit die Konzentration der darin gelösten Stoffe. Welche Auswirkungen sich für Flora und Fauna ergeben, lässt sich nur schwer abschätzen.
Neue Handlungsempfehlungen zum Schutz von Waldmooren sind hier ein kleiner Schritt in die richtige Richtung, auch wenn es „nur“ etwa acht Prozent der Brandenburger Wälder betrifft. Abseits landwirtschaftlicher Nutzung konnten sich hier allein Moore als wichtiger Wasserspeicher erhalten, frei von Nährstoffeinträgen und baulichen Maßnahmen. Entwässerungssysteme, die Waldmooren das Wasser entziehen müssen stillgelegt, sowie Gehölze, die nicht standortgerecht sind, beseitigt werden. Leider betreffen die neuen Empfehlungen nur kleine ausgewählte Gebiete.
In Berlin wird das Trinkwasser zu etwa 60 Prozent als Uferfiltrat aus Spree und Havel gewonnen. Trinkwasserbrunnen abseits des Ufers erzeugen einen sorgfältig gesteuerten Sog in Richtung Grundwasser. Die Passage durch den Sand filtert Feststoffe und Mikroorganismen heraus. Zusätzlich sorgen Mikroorganismen im Sand für eine Beseitigung vieler chemischen Verbindungen.
Die Spree wird in Zukunft erheblich weniger Wasser führen, als bisher, um die extrem sauren Wässer der zu füllenden Tagebaue etwas zu verdünnen. Im Sommer 2000 kam es erstmals zu einer Situation, in der die Spree streckenweise für die Dauer von 10 Tagen zum Stillstand kam. Die Trinkwasserbrunnen am Nordufer des von der Spree durchflossenen Müggelsees zeigen immer häufiger Niedrigstände.
Wachsen dann noch zu viele Algen im Flusswasser der Spree, dann können sie durchaus die Poren des Sandes im Uferbereich „verstopfen“. Die physikalisch, chemische und biologische Reinigungsfähigkeit wäre unter Umständen deutlich eingeschränkt.
Ein fast 11 Millionen Euro teures Programm, das „Gewässerrandstreifenprojekt“ plant den Spreewald wieder in ein Fließgewässer verwandeln. Das Wasser dort soll wieder sauberer, verschlammte Bereiche bereinigt und Moorwiesen feuchter werden. All dies ist Teil des „Masterplan Spree“, um dem Fluss an fünf Abschnitten wieder Leben einzuhauchen.
R.Salecker