Schmerz-Anzeichen beim Haustier
Wie bereits geschildert, gilt es heute als wissenschaftlich gesichert, dass Säugetiere Schmerzen ähnlich empfinden und erleben wie Menschen. Sie äußern diese nur nicht auf menschliche Weise. Nicht laut zu Jammern ist Folge des genetisches Erbes von Wolf, Wildhund und Wildkatze: Wer im Rudel nicht mithalten konnte, wurde einfach zurückgelassen. Wer seinen Schmerz lautstark äußerte, machte einerseits Feinde auf sich aufmerksam und gefährdete somit das Rudel oder vertrieb andererseits schon von weitem potenzielle Beute.
Ein Tierhalter hat die Pflicht, erstens, sein Tier so zu halten, dass ihm keine Schmerzen entstehen, und zweitens, ständig zu beobachten, ob sich an seinem Verhalten irgendwelche Schmerzen „ablesen“ lassen, um dann entsprechend handeln zu können.
Neben offensichtlich auftretenden Wunden, Krankheiten, Humpeln oder Lahmheiten sowie klägliches Maunzen, Wimmern und Jaulen gibt es noch eine ganze Reihe weiterer, subtilerer Schmerzsymptome, die meist auf innere Krankheiten hinweisen.
Am auffälligsten sind da noch die Nahrungsverweigerung, die länger als zwei Tage andauert, gefolgt von Spiel- oder „Gassi-Geh“-Verweigerung, einem ständigen Verkriechen in einer Ecke oder dem Gegenteil: dem ungewohnten permanenten Folgen auf Schritt und Tritt. Auch ein neues Verweigern einzelner Bewegungen, wie Treppensteigen, das Springen über ein Hindernis oder ins Auto, zeigen an, dass es dem Tier nicht gut geht. Dazu gehört auch ein staksiger Gang oder ein Gang mit einem hoch gezogenen Rundrücken. Aber allerspätestens dann, wenn das Tier nur noch apathisch auf einer Stelle liegt, ist Zeit für einen Tierarztbesuch! Besser sollte man es aber erst gar nicht so weit kommen lassen: Denn auch bei Tieren führt ein permanent auftretender Schmerz zu einer Schonhaltung, die in der Folge noch weitere, neue Krankheitsbilder, wie Verspannungen, Muskelschwund, Sehnenverkürzung, Wirbelsäulen- und Gelenkschäden, etc., nach sich ziehen.
Weniger augenscheinlich sind schleichende Verhaltens- und Wesensveränderungen, die Folgen eines inneren schleichenden oder chronischen Prozesses sein können. Man kann davon ausgehen, dass das Tier auf einer Seite Schmerzen hat, wenn es sich nur noch auf eine Seite hinlegt oder immer irgendwie „schief“ sitzt.
Vorausgesetzt, ihr Tier ist frei von Parasiten, deutet ein anscheinend harmloses, aber immer wiederkehrendes Kratzen oder Belecken (oder gar Beißen) einer bestimmten Stelle oder plötzliche Kopfbewegungen hin zu ein und derselben Stelle, darauf hin, dass entweder genau an dieser Stelle ein innerer Schmerzprozess abläuft oder dass der Schmerz eines organischen Geschehens an diesem „Schmerzpunkt“ zu Tage tritt (ist wie ein „Trigger“-Punkt oder Akupunktur-Punkt zu verstehen ...). Auch eine neu auftretende Überempfindlichkeit für Berührung an einer Stelle ist bereits ein Schmerzsymptom. Diese Überempfindlichkeit zeigt sich darin, dass sich das Tier der Berührung entzieht, oder dass ein Hund beispielsweise, bei einer schmerzhaften Berührung „schmatzt“, verstärkt hechelt - oder im schlimmsten Fall zuschnappt. Selbst das Verweigern von gewohntem Augenkontakt mit Herrchen oder Frauchen kann bereits auf Schmerzen hindeuten.
Warnen möchte ich abschließend vor einem Experimentieren mit Mitteln aus der eigenen Hausapotheke: Sowohl Aspirin als auch das scheinbare Allheilmittel „Teebaum-Öl“ können bei Tieren ernsthafte Schäden bis hin zum Tod zur Folge haben! Lassen Sie Ihren Liebling nicht unnötig leiden. Er vertraut sich Ihnen bedingungslos an. Beweisen Sie ihm, dass Sie dieses Vertrauen auch verdienen!
Edeltraud Janz